Höhepunkte deutschen Widerstandes

Von Annemarie Renger

Um die Mitte eines jeden Jahres gedenken wir zweier Höhepunkte des Widerstandes: Der gescheiterte Umsturzversuch und das Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 sowie der von sowjetischen Truppen niedergeschlagene Arbeiter- bzw. Volksaufstand vom 17. Juni 1953. So verschieden beide Ereignisse waren, so ähnlich waren sie sich in dem Bestreben, Freiheit und Recht durchzusetzen und unmenschliche Tyrannei zu überwinden. Der Zusammenhang beider Gedenktage ergibt sich aus der Tatsache, dass die zweite Diktatur in Deutschland ohne die erste und den von ihr entfesselten Weltkrieg nicht stattgefunden hätte. Und sie hingen auch deshalb zusammen, weil Widerstand nicht nur Niederlage, sondern auch Hoffnung war. Hoffnung, weil in Deutschland Widerstand von Demokraten gegen Diktaturen möglich war und – vor allem im Sinne von „Wehret den Anfängen“ – immer möglich und nötig bleibt.

Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit ist der Ausgangspunkt der Arbeit des ZDWV. Überlebende Opfer des NS-Terrors und ihre Nachfahren prägen bis heute unsere Tradition, die auch ganz junge Leute anzieht. Nach und nach kamen immer mehr Opfer der SED-Diktatur und Überlebende des GULag dazu, weil sie sich in unserer Tradition gut aufgehoben sehen. So konnte ich bereits vor vier Jahren hier am gleichen Platz feststellen: „In unseren Reihen – in den Reihen des Zentralverbandes Demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen – sitzen sie heute nebeneinander, die vom 17. Juni 1953 mit denen – neun Jahre vorher – vom 20. Juli 1944.“ Aus Nebeneinander wird Miteinander im gemeinsamen Kampf gegen Diktatur. Das ist attraktiv für die Jugend und macht die Demokraten stärker, denn Feind der Demokratie ist das antidemokratische Denken in seinen verschiedenen Ausprägungen. Antidemokratische Bestrebungen sind nicht mit den beiden Diktaturen in Europa untergegangen. Sie leben fort und treten uns Demokraten heute und sicher auch weiterhin, oftmals getarnt oder schleichend und dann wieder in unverschämter Offenheit gegenüber, gleich ob in Gestalt des aktuellen Links- und Rechtsextremismus oder als politischer und krimineller Islamismus. Kluger und kenntnisreicher Kampf gegen den Extremismus ist daher heute wie vor achtzig Jahren eine der großen Überlebensfragen der im demokratischen Verfassungsstaat garantierten Freiheit.

 

Erschienen in: FREIHEIT UND RECHT 2007 / 2